aus: Schuch, Waldemar, Bedeutende Akzentverschiebung, Von der Genitaltheorie
zur Elastischen Psychoanalyse
Quellen: Berliner Blätter für Psychoanalyse und Psychotherapie (08.05.2004),
Dr. Hans Waldemar Schuch M.A. (08.05.2004)
Die Aktive und Elastische Psychoanalyse gilt als therapiepraktische Quelle der Integrativen Psychotherapie, deren theoretisches Modell Grundlage der Integrativen Supervision darstellt. "Die Integrative Therapie [Supervision] befindet sich demnach unmittelbar in der lebendigen Tradition dieses psychoanalytischen Ansatzes."
Die traditionelle Psychoanalyse pflegte eine streng abstinente Haltung des Analytikers gegenüber seinem Patient. Ferenczi erkannte darin eine Begünstigung, die kindlichen Traumatisierungen zu wiederholen, indem sich der Patient erneut verletzt, enttäuscht und im Stich gelassen fühlt. Ferenczi zog aus diesen Beobachtungen die Konsequenz und nahm den Patienten gegenüber eine "ausgesprochen menschliche Perspektive" (Schuch) ein um die psychologische Atmosphäre in der Analyse zu verbessern. Seine Begegnungsformen waren von Sympathie, Empathie und Mutualität (Gegenseitigkeit) geprägt. Die therapeutische Beziehung soll Merkmale eines konventionellen, einfach nur mitmenschlich guten Benehmens aufweisen. "Ferenczi sprach sich z.B. für Takt aus, für Güte, Achtung, Verlässlichkeit." (Schuch)
Die gezwunge Abstinenz des Analytikers war für Ferenczi Ausdruck einer Unaufrichtigkeit, welche die Analyse behindere. Ferenczi legte Wert auf Aufrichtigkeit und machte die Erfahrung, dass selbst die Mitteilung an eine Patientin, dass er sie nicht liebe, die Analyse voran gebracht hatte.
Ferenczi versuchte in der Therapie die Perspektive des Kindes einzunehmen und versuchte die Retraumatisierung durch das nüchterne (kalte) Setting und die abstinente Haltung des Psychoanalytikers durch eine wohlige ungezwungene Atmosphäre zu vermeiden. In der "Wärme" einer Kinderstube gab er "dem regredierten Erwachsenen Raum, als wäre dieser ein Kind. (...) Das Unbewusste sollte sich wie zu Hause fühlen, es sollte sich frei entfalten können." (Schuch)
Ferenczis Bemühen sich auf Patienten einzustellen, schloss auch ein, wenn das innere Kind des Patienten misstraurisch, unzufrieden, ansprüchlich, gierig, ambivalent, destruktiv usw. war, damit sich diese Persönlichkeitsanteile ebenso entfalten konnten.
Ferenczi nahm Kritik des Patienten an und interessierte sich für dessen Rat, wie er zu behandeln sei, wie er mit ihm am besten Kontakt treten kann und ermöglichte durch diese Gestaltungsmacht dem Patienten in der Analyse eine hohe Souveränität. Dabei wollte Ferenczi keinesfalls selbst orientierungslos oder willfährig werden, dem er reservierte sich einen maßgeblichen Vorbehalt: Die "Elastische Technik" verstand er als ein elastischen Band, an dem der Patient geführt werden müsste. Er braucht dabei als Arzt seinen Standpunkt deshalb nicht aufgeben, denn der Patient muss das bekommen, was er braucht, nicht aber das, was er zu brauchen glaubt.
Die Aufrichtigkeit spielte eine bedeutende Rolle. Freneczi hat es ernst gemeint mit der Aussage "ohne Sympathie keine Heilung". Er hat die Gegenübertragung akribisch geprüft und untersucht und damit das analytische Prinzip auf den Analytiker ausgedehnt. Seine Forderung nach "schonungsloser Offenheit" hat er auf sich selbst angewandt, was er mit einer psychoanalytischen Haltung gleichsetzte.
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