Angststörungen
Angststörungen sind psychische Störungen, bei welchen
die Furcht vor einem Objekt oder einer Situation oder unspezifische Ängste
im Vordergrund stehen. Wenn es ein solches gefürchtetes Objekt oder
eine Situation gibt, spricht man von einer Phobie.
Den Phobien ist gemeinsam, dass die Betroffenen Ängste haben vor Dingen, vor denen Gesunde normalerweise keine Angst haben, die also normalerweise nicht als gefährlich gelten. Dabei erkennen die Patienten zeitweise, dass ihre Angst übermässig oder unbegründet ist.
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Kategorisierung der Angststörungen
Spezifische Phobien können nach bestimmten Objekten oder
Situationen unterschieden werden:
- Tierphobien: zum Beispiel Angst vor Spinnen, Insekten,
Hunden, Mäusen.
- situative Phobien: Flugangst, Höhenangst, Tunnels,
Aufzüge, Dunkelheit
- Natur-Phobien: zum Beispiel Donner, Wasser, Wald, Naturgewalten.
- Anblick von Blut, Spritzen, Verletzungen.
Agoraphobie: Furcht vor oder Vermeidung von Menschenmengen, öffentlichen Plätzen, Reisen allein oder Reisen weg von Zuhause.
Soziale Phobie: Furcht vor oder Vermeidung von sozialen Situationen, bei denen die Gefahr besteht, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, Furcht, sich peinlich oder beschämend zu verhalten, zum Beispiel Paruresis.
Panikstörungen: Spontan auftretende Angstattacken, die nicht auf ein spezifisches Objekt oder eine spezifische Situation bezogen sind. Sie beginnen abrupt, erreichen innerhalb weniger Minuten einen Höhepunkt und dauern mindestens einige Minuten an.
Generalisierte Angststörung: Eine diffuse Angst mit Anspannung, Besorgnis und Befürchtungen über alltägliche Ereignisse und Probleme über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten, begleitet von weiteren psychischen und körperlichen Symptomen.
Angst und depressive Störung, gemischt: Angst und Depression sind gleichzeitig vorhanden, eher leicht ausgeprägt ohne Überwiegen des einen oder anderen.
Bezüglich der Beschreibung und Einordnung von Angststörungen war es in den letzten hundert Jahren zu einer unübersichtlichen und verwirrenden Vielzahl von Begrifflichkeiten, wie z.B. Angstneurose, Angsthysterie, Herzneurose, Platzangst, Klaustrophobie gekommen. Erst in den letzten Jahrzehnten kam es zur Entwicklung einheitlicher diagnostischer Leitlinien. Heute findet man in Klassifikationssystemen wie der (in Europa gebräuchlichen) International Classification of Diseases (ICD) und dem (amerikanischen) Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM), genau festgelegte Kriterien dafür, wann eine bestimmte Diagnose vorliegt. Wenn nach diesen Klassifikationssystemen eine Diagnose gegeben ist, so wird die Erkrankung nach der deutschen Sozialgesetzgebung (SGB V) als Störung mit Krankheitswert anerkannt. Die Behandlung der Erkrankung gehört dann zur Regelversorgung im Rahmen der gesetztlichen Krankenversicherung. Somit hat die Diagnostik auch eine unmittelbare versorgungspraktische und juristische Bedeutung.
Zwischen den beiden Klassifikationssystemen bestehen einige wichtige Unterschiede.
Das ICD-10 zählt die Agoraphobie, die soziale und spezifische Phobie, die Panikstörung, Generalisierte Angststörung, Angst und depressive Störung (gemischt) und sonstige gemischte Angststörungen zu den Angststörungen.
Im DSM-IV jedoch
werden darüber hinaus auch die Zwangsstörung, die organisch bedingte
sowie die substanzinduzierte Angststörung und die akute sowie die posttraumatische
Belastungsstörung den Angststörungen zugeordnet. Von vielen Wissenschaftlern
wird das DSM-IV vorgezogen, da es wesentlich präziser ist.
Die Zuordnung der Zwangsstörung zu den Angststörungen ist jedoch
unter den Fachleuten sehr umstritten, scheint mir aber sinnvoll und sicher
nicht ausschlaggebend für die Therapie...
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Ursachen-Hypothesen
Eine genaue, klare, definitive Ursache für einzelne oder gar alle Angststörungen
ist nicht bekannt.
Wahrscheinlich gibt es nicht nur eine ganz bestimmte Ursache, sondern immer
nur mehrere Ursachen-Zusammenhänge, die zudem von Person zu Person
variieren.
Ursachen-Aspekte sind unter anderem:
Bei allen Angststörungen kann von einer Fehlsteuerung / Störung
des an sich normalen Angst- Stress- (Kampf-/Flucht-) Mechanismus ausgegangen
werden.
Dabei geht man davon aus, dass es nach einer ersten Angstreaktion, die z.B.
durch ein unangenehmes Erlebnis erlernt wurde, zu einem typischerweise auftretenden
Vermeidungsverhalten kommt, welches eine dauernde Verfestigung der Angststörung
bewirkt.
Man vermutet, dass psychosoziale, psychologische, genetische und biologische Faktoren an der Entstehung von Angststörungen beteiligt sind / sein können.
Ein meist moderater familiärer Einfluss scheint gesichert zu sein. Über familiäre Faktoren können u.a. ungünstige Denkstile und Fehlannahmen vermittelt werden, die z.B. zu übermäßigem Sicherheitsdenken und Kontrollbedürfnis führen können.
Vor allem bei der Panikstörung und der generalisierten Angststörung vermutet man, dass akute sowie chronische psychosoziale Stresssituationen zum Ausbruch der Erkrankung führen können.
Danebst gibt es - natürlich - verschiedenste Hypothesen über "Familiengenetik", "mangel an Botenstoffen", etc., die ich hier nicht weiter kommentieren möchte...
Wahrscheinlich besteht eventuell eine erhöhte Vulnerabilität aufgrund von genetischer Veranlagung und Hirnstoffwechselstörungen (insbesondere im Bereich des Serotonins).
Zum Ausbruch der Erkrankung kann es dann aufgrund von äußeren Einflüssen wie traumatische Kindheitserfahrungen oder belastenden Ereignissen kommen.
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Allgemeine Angstsymptome
Herzklopfen, Pulsbeschleunigung, Schweißausbruch, Zittern,
Beben, Mundtrockenheit, Hitzewallungen. Dazu Atembeschwerden, Beklemmungsgefühl,
Brustschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall. Auch Bewusstseinsstörungen,
zum Beispiel das Gefühl, verrückt zu werden, das Gefühl,
dass Dinge unwirklich sind oder man selbst "nicht richtig da"
ist, dass man nicht mehr die Kontrolle über die eigenen Gedanken hat,
Benommenheit, Schwindel, Angst zu sterben, allg. Vernichtungsgefühl.
Spezifische Phobien und Agoraphobie
Es besteht eine deutliche emotionale Belastung durch die Angstsymptome.
Die angstauslösenden Objekte beziehungsweise Situationen werden vermieden.
Gleichzeitig besteht die Einsicht, dass die Ängste übertrieben
oder unvernünftig sind. Beim Anblick des angstauslösenden Objekts
beziehungsweise der Situationen kommt es zu den oben beschriebenen Symptomen.
Soziale Phobie
Die Angstsymptome sind die gleichen wie bereits beschrieben.
Dazu eventuell Erröten, Angst zu erbrechen, Stuhl- und Harndrang oder
die Angst davor.
Panikstörungen
Panikattacken gehen besonders häufig mit Herzklopfen,
Herzrasen oder unregelmäßigem Herzschlag einher. Die Betroffenen
haben Todesangst vor einem Herzstillstand oder Herzinfarkt. Atemnot, Erstickungsgefühl,
Engegefühl in Hals und Brust, Zittern und Schwitzen sind deutlich ausgeprägt,
immer wieder treten auch Gefühle von Derealisation auf und die Angst,
verrückt zu werden. Dazu kommen die übrigen beschriebenen Symptome.
Spezifisch für die Panikstörung ist es, dass die Betroffenen oft
den Zusammenhang zwischen den körperlichen Symptomen und ihrer Angst
nicht erkennen und die Symptome fehlinterpretieren. (siehe Panikattacke,
Panikstörung)
Generalisierte Angststörung
Zu den körperlichen Symptomen kommen Symptome von Anspannung
wie Muskelverspannungen, Ruhelosigkeit und Unfähigkeit sich zu entspannen,
Nervosität, Schluckbeschwerden, Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit
und Einschlafstörungen auf Grund der ständigen Besorgnis und Angst.
Die Betroffenen können oft nicht angeben, wovor sie Angst haben, sie
werden von der Furcht gequält, dass sie oder ihre Angehörigen
erkranken oder Unfälle erleiden könnten.
Angst und depressive Störung, gemischt
Zu den Symptomen der Angst kommen die der Depression.
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Wie häufig sind Angststörungen?
Angsterkrankungen sind in der Praxis häufig anzutreffen. Nach
einer Studie der WHO 1996 litten etwa 8,5% der Patienten in deutschen Allgemeinarztpraxen
an einer generalisierten Angststörung und 2,5 % an einer Panikstörung.
Frauen erkranken circa zweimal häufiger als Männer. Menschen mit
Panikstörungen leiden in der Hälfte der Falle zusätzlich
an einer Agoraphobie.
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Wie wird die Diagnose gestellt?
Im Mittelpunkt der Diagnostik steht das psychotherapeutische Gespräch.
Anhand der geschilderten Symptome kann der Psychotherapeut eine erste Verdachtsdiagnose
stellen.
Um körperliche Beschwerden der Angst, wie zum Beispiel Atemnot und
Herzrasen, von einer organischen Erkrankung unterscheiden zu können,
muss zunächst eine ausführliche medizinische Untersuchung zum
Ausschluss einer körperlichen Ursache erfolgen. Dazu sind meist auch
laborchemische und technische Untersuchungen erforderlich (Blutuntersuchung,
EKG und ähnliche).
Erst nach Ausschluss einer körperlichen Erkrankung soll eine seelische
Störung diagnostiziert und die Behandlung geplant werden.
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Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Wahl der Therapie
hängt auch etwas von der Art der Angststörung und dem Schweregrad
ab.
--> Sport
in der Psychotherapie bei Ängsten ?
Die Betroffenen brauchen stützende Gespräche, Begegnung, Interesse
und Zuwendung.
Sie müssen wissen, dass sie nicht an einer körperlichen Erkrankung
leiden.
Das Zustandekommen der körperlichen Symptome muss Ihnen erklärt
werden.
Bei allen Formen der Angsterkrankungen sind psychotherapeutische
Verfahren wirksam.
Vor allem integrative
Verfahren sind erfolgversprechend.
Bei schweren Störungen werden zusätzlich bestimmte Medikamente,
so genannte Antidepressiva, eingesetzt.
In akuten Fällen mit stärksten Ängste können vorübergehend
stark wirksame, angstlösende Medikamente (Vorsicht mit Benzodiazepinen)
gegeben werden (wegen der Gefahr der Entwicklung einer körperlichen
Abhängigkeit jedoch nur im Notfall beziehungsweise über kurze
Zeit).
Bei spezifischen Phobien können im Rahmen eines integrativen Ansatzes auch verhaltenstherapeutische Reizkonfrontationsverfahren wirksam sein. Medikamente sind meist nicht notwendig.
Bei Panikstörungen und der Agoraphobie können im Rahmen eines integrativen Therapieansatzes ebenfalls verhaltenstherapeutische Verfahren (Exposition) angewendet werden. Hier ist oft auch die Kombination mit Antidepressiva wirksam.
Soziale Phobie: In leichten Fällen reicht ein integrativer
Psychotherapie-Ansatz oft aus.
In schweren Fällen ist manchmal die zusätzliche Gabe von Antidepressiva
über mehrere Monate förderlich.
Viele Unsicherheiten lassen sich durch Rollenspiele oder durch ein Expositionstraining überwinden. Bei einem Expositionstraining übt man mit dem Therapeuten beängstigende Situationen im Alltag. Es kann aber auch sein, dass die soziale Ängstlichkeit tiefere Ursachen hat. Hier ist es dann wichtig, diese Probleme zum Beispiel in einer Gesprächstherapie aufzuarbeiten.
Generalisierte Angststörung: Auch hier ist ein integrativer Psychotherapie-Ansatz notwendig, Medikamente sollten zusätzlich eingesetzt werden, wenn der Erfolg der Psychotherapie allein zu gering ist.
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Wie ist der Verlauf von Angsterkrankungungen?
Angststörungen neigen zu einer Chronifizierung, das heißt, zu einer dauernden Anwesenheit, wenn sie nicht behandelt werden. Bei der Panikstörung beispielsweise kommt es nur bei 10 bis 30 % der Betroffenen spontan zu einer vollständigen Gesundung.
Psychotherapie (und wenn indiziert allenfalls Medikamenteneinnahme) verbessern die Prognose wesentlich.
Die isolierten Phobien sind sehr gut zu behandeln.
Grundsätzlich gilt: Je früher eine Behandlung begonnen wird, desto günstiger ist der Verlauf.
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Sport in der Psychotherapie bei Ängsten ?
siehe auch: (Angststörungen) (Phobien) (soziale Phobie)
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