begleitende Therapiemassnahmen: Psychotherapie |
Das Lipödem trifft fast ausschließlich Frauen nach der Pubertät und verläuft meist chronisch-progredient. Manchmal tritt es im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft auf, häufig sind mehrere Familienmitglieder betroffen. Durch vermehrte Fetteinlagerung, vor allem an Oberschenkeln und Hüften, wird der Lymphrückfluß behindert. Als Ursachen werden hormonelle und genetische Faktoren diskutiert. Diäten und Sport beeinflussen den Verlauf nicht. (Zit: Online-Aerztezeitung DE)
Kurz-Zusammenfassung
Das Lipödem ist eine chronische und meist progrediente Erkrankung
mit umschriebener Fettvermehrung vorwiegend der unteren Extremitäten.
Neben einer Dysproportion der Körperform bestehen orthostatische Ödeme
mit Druck- und Spannungsschmerzen sowie eine Hämatomneigung. Anhand
klinischer Kriterien ist eine frühzeitige Diagnosestellung möglich.
Die konservative Basisbehandlung mittels komplexer physikalischer Entstauungstherapie
(manuelle Lymphdrainage, Kompression, Krankengymnastik) beeinflusst primär
das Ödem und die dadurch verursachten Beschwerden. Die operative
Therapie mittels Liposuktion ermöglicht eine gezielte Reduktion umschriebener
Fettvolumina mit Normalisierung der Körperproportionen und Verminderung
der Ödem- und häufig auch der Hämatomneigung. Die Kombination
beider Verfahren gilt heutzutage als Therapieoptimum und ermöglicht
eine fr üher nicht vorstellbare Verbesserung der Lebensqualität.
Schlüsselwörter: Ödemkrankheit, Lipödem, Liposuktion,
Diagnosestellung, komplexe physikalische Entstauungstherapie
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INFOS kurz und bündig
(Quelle und weitere Infos: http://www.beobachter.ch/leben-gesundheit/medizin-krankheit/artikel/lipoedem_die-beine-werden-immer-dicker/
)
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Informationen zum Lipödem
Bei vielen Betroffenen mit Lipödem wird erst nach einem jahrzehntelangen
Leidensweg die korrekte Diagnose gestellt und eine wirksame Therapie eingeleitet.
Einer großen Zahl von Ärzten ist das Lipödem mehr als
60 Jahre nach der Erstbeschreibung durch Allen und Hines immer noch weitgehend
unbekannt. Im Vergleich zu lymphologischen und phlebologischen Krankheitsbildern
ist die vorhandene Literatur zum Lipödem ausgesprochen spärlich.
Demgegenüber ist die Zahl der gebrauchten Synonyme (Kasten
1) relativ groß, wobei jedoch unklar ist, ob alle dieselbe Entität
beschreiben.
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Definition
Das Lipödem ist eine Frauenkrankheit unbekannter Ursache. Es ist
charakterisiert durch eine meist progrediente beidseitige symmetrische
Unterhautfettvermehrung, welche die untere Extremität, seltener auch
die Arme betrifft. Typisch sind orthostatische Ödeme der betroffenen
Regionen mit Berührungs- und Druckschmerz sowie eine Hämatomneigung.
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Epidemiologie
Exakte epidemiologische Daten existieren bislang nicht. Die einzigen in
der Literatur diesbezüglich aufgeführten Zahlen betreffen ausgewählte
Patientenkollektive einer lymphologischen Spezialklinik aus den Jahren
1995/96; hier wurde bei 15 Prozent von 933 stationär aufgenommenen
Patienten ein Lipödem festgestellt. In der Baumrainklinik, Bad Berleburg,
lag der Anteil der Lipödeme 2003 bei 17 Prozent, der Anteil der Mischformen
aus Lip-, Lymph- und Phlebödem bei 23 Prozent. Aktuelle Nachfragen
in verschiedenen Lymphkliniken ergaben folgende Zahlen aus demselben Zeitraum:
in der Seeklinik, Zechlin, 8 Prozent und 20 Prozent (E. Kraft, pers. Mitteilung),
in der Feldbergklinik, St. Blasien, 10 Prozent und 4 Prozent (U.
Herpertz, pers. Mitteilung) und in der Klinik Pieper Menzenschwand 11 Prozent und
12 Prozent (C. Schuchhardt, pers. Mitteilung).
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Pathogenese
Das Lipödem findet man fast ausschließlich bei Frauen. Männer
sind nur in Ausnahmefällen bei ausgeprägten hormonellen Funktionsstörungen
wie äthyltoxischer Leberzirrhose oder nach Hormontherapie betroffen.
Es gibt einen Fallbericht über das Auftreten eines Lipödems
bei einem gesunden Mann. Die Erkrankung tritt erst nach der Pubertät
auf; Manifestationen nach Schwangerschaften wurden beschrieben. Untersuchungen
an 119 Betroffenen ergaben jedoch eine weitgehend gleichmäßige
Verteilung des Krankheitsbeginns auf die einzelnen Lebensdekaden. Neben
hormonellen Einflüssen wird auch von einer genetischen Disposition
ausgegangen, da häufig mehrere Mitglieder einer Familie betroffen
sind. Die diesbezüglich aufgeführten Zahlen sind jedoch sehr
unterschiedlich und reichen von 16 bis 64 Prozent.
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Pathophysiologie
Kausal liegen der Erkrankung mehrere Faktoren zugrunde. Die pathologische
Vermehrung des Fettgewebes bewirkt die morphologischen Veränderungen
mit einer Dysproportion zwischen Oberkörper und unterer Körperhälfte.
Ob es sich hierbei um eine Hypertrophie der Fettzellen, eine Hyperplasie
oder eine Kombination handelt, ist unklar. Eine erhöhte Kapillarpermeabilität
führt zu einer vermehrten Flüssigkeitsansammlung im Interstitium
und verursacht die klinisch sichtbaren orthostatischen Ödeme. Deren
Ausmaß – und nicht die absolute Fettmenge – ist für
die Druck- und Berührungsempfindlichkeit des Gewebes mit entscheidend.
Eine verstärkte Kapillarfragilität bedingt wohl die oft auffallende
Hämatomneigung. Es wurde vermutet, dass der zunehmende fett-
und ödembedingte Gewebedruck eine mechanische Abflussbehinderung
von Lymphkapillaren, lymphatischen Präkollektoren und Kollektoren
verursacht. Neuere Untersuchungen ergaben jedoch in frühen Stadien
des Lymphödems eine praktisch unbeeinträchtigte Funktion des
Lymphsystems mit sogar erhöhtem Abtransport des vermehrten Flüssigkeitsvolumens.
Eine Dekompensation erfolgt offensichtlich erst in späteren Krankheitsstadien.
Überschreitet die erhöhte lymphpflichtige Last jahrelang die
vorhandene Transportkapazität, kommt es zur Erschöpfung der
Funktionsreserven des Lymphgefäßsystems (dynamische oder
Hochvolumeninsuffizienz).
Sekundärveränderungen an den Lymphkollektoren (Lymphangiomsklerose,
perilymphovaskuläre Fibrose) führen im Laufe von Jahrzehnten
jedoch zu einer reduzierten Transportkapazität (Sicherheitsventilinsuffizienz);
erst dann tritt ein sekundäres Lymphödem auf. Das Lipödem
ist also keine primär lymphologische Erkrankung.
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Klinik
Die meisten Patienten weisen eine deutliche Diskrepanz zwischen schlankem
Oberkörper und kräftiger unterer Körperhälfte auf. Bei
Befall der oberen Extremitäten kann nur der Oberarm oder zusätzlich
auch der Unterarm bis zum Handgelenk betroffen sein. Die umschriebene Fettgewebsvermehrung
hat eine weiche Konsistenz und hinterlässt auf Druck keine Eindellungen;
bei ausgedehntem Befund an den Extremitäten kann sie distal in einem
Fettkragen enden. Die Erkrankung ist chronisch und meist progredient. Die
Abbildungen 1a bis c zeigen die unterschiedlichen Ausprägungsgrade.
Die anfangs noch gleichmäßig verdickte Subkutanschicht (Stadium
I /„Orangenhaut“ feinknotige Hautoberfläche) wird im Laufe
der Zeit knotenförmig und führt zu Unebenheiten der Hautoberfläche
(Stadium II / „Matratzenhaut“ grobknotige Hautoberfläche mit größeren
Dellen). Bei fortgeschrittenen Formen (Stadium
III / grobe deformierende
Hautlappen) wird das Subkutangewebe zunehmend fibrotischer; zusätzlich
finden sich ausgeprägte Fettwülste, die im Knie- und Oberschenkelbereich
zu einer Behinderung beim Gehen führen können. Die Haut der Beine
kann an umschriebenen Stellen kühl sein (22). Das betroffene Gewebe
ist – meist in Abhängigkeit vom Ausmaß des Ödems –
druckempfindlich; häufig finden sich Hämatome, wahrscheinlich
als Folge geringfügiger Traumen. Da typischerweise keine Ödeme
an Fußrücken oder Zehen bestehen, findet man kein Stemmersches
Zeichen. Abhängig von Dauer und Schweregrad können zusätzlich
verdickte und nichtabhebbare Hautfalten an den Zehen (Stemmersches
Zeichen vorhanden) sowie Vorfuß- und Knöchelödeme als Folge einer
sekundären Lymphabflussstörung auftreten. Die Patienten klagen
über Spontanschmerzen in Form eines dumpfen Schwellungsgefühls
sowie über eine oft auffallende Berührungs- und Druckschmerzhaftigkeit
an Ober- und Unterschenkeln. Diese Beschwerden verstärken sich meist
im Laufe des Tages, insbesondere nach langem Stehen oder Sitzen. Zusätzlich
leiden die Betroffenen massiv unter Ihrem Aussehen. Nach der Erfahrung der
Autoren bewirkt der im Laufe der Zeit zunehmende Befund bei vielen Frauen
eine Frustration, die sich schließlich in übermäßigem
Essen mit konsekutiver Gewichtszunahme äußert. So ist verständlich,
dass bei etwa der Hälfte der Patientinnen nach einiger Zeit zusätzlich
noch eine begleitende Adipositas besteht. In diesen Fällen scheinen
sekundäre Lymphabflussstörungen eher aufzutreten als bei Normalgewichtigen.
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Diagnostik
Die Diagnose des Lipödems erfolgt prinzipiell klinisch anhand von Anamnese,
Inspektion und Palpation. Wegweisend sind Zeitpunkt des Auftretens, typische
Verteilung der Fettpolster, Ödeme, Schmerzhaftigkeit bei Berührung
und Hämatomneigung. Eine apparative oder invasive Diagnostik ist in
der Regel nicht nötig und allenfalls gezielten und wissenschaftlichen
Fragestellungen vorbehalten. Morphologische Untersuchungen wurden mit CT
und MRT durchgeführt. Quantität und Qualität des Fettgewebes
lassen sich aber auch sonographisch gut erfassen. Während sich die
normale Subkutis eher echoarm darstellt, ist sie beim Lipödem homogen
verbreitert und weist zunächst eine gleichmäßig vermehrte
Echogenität („Schneegestöber“) mit echoreichen Bindegewebssepten
auf. In späteren Stadien erscheinen zusätzlich echoarme Areale
aufgrund interstitieller Flüssigkeitsanreicherung. Das Unterhautfettgewebe
ist in beiden Fällen schwer komprimierbar.
Zur Bestimmung einer vorhandenen Lymphabflussstörung kann die Funktionslymphszintigraphie
eingesetzt werden. Dabei lassen sich beim reinen Lipödem oft keine
oder nur geringe Veränderungen des epifaszialen Lymphtransports nachweisen.
Der bereits beschriebene hyperdyname Lymphtransport in den frühen Stadien
und die spätere Überlastung des Lymphgefäßsystems lassen
sich in Form von erhöhten beziehungsweise erniedrigten Uptake-Werten
nachweisen.
In der indirekten Lymphographie findet man – neben erhöhten beziehungsweise
erniedrigten geschlängelt verlaufenden Lymphkollektoren – gefiederte
oder flammenartige Kontrastmitteldepots, wie sie in derselben Form aber
auch bei Lymphödem, Phlebödem und Adipositas auftreten. Demgegenüber
scheinen die mittels Fluoreszenz-Mikrolymphographie an betroffenen Extremitäten
nachweisbaren sackförmigen oder fusiformen Mikroaneurysmen der Lymphkapillaren
pathognomonisch zu sein; ob ihnen jedoch eine Bedeutung im Rahmen der Pathogenese
zukommt, ist unklar.
Differenzialdiagnosen
Die wichtigste Differenzialdiagnose des Lipödems ist die Lipohypertrophie.
Hierbei besteht ebenfalls eine dysproportionierte Körperform aufgrund
einer meist symmetrischen Fettgewebsvermehrung im Hüft- oder Beinbereich
bei schlankem Rumpf. Im Gegensatz zum Lipödem findet man aber keine
Ödeme, und die Betroffenen weisen keine Druck- oder Spannungsschmerzen
auf. Eine behandlungsbedürftige Erkrankung besteht somit nicht. Es
wird allerdings vermutet, dass sich im Laufe der Zeit aus der Lipohypertrophie
ein Lipödem entwickeln kann. Auch beim primären Lymphödem
tritt beim weiblichen Geschlecht – überwiegend in der Pubertät
– eine ein- oder beidseitige Schwellung der Beine auf. Diese beginnt
typischerweise am Unterschenkel und erfasst erst später den Oberschenkel.
Beim Lipödem hingegen tritt die Umfangsvermehrung in den meisten Fällen
zuerst am Oberschenkel auf. Da beim Lymphödem das Ödem fast immer
auf den Fuß übergreift, kann das Stemmersche Zeichen –
im Gegensatz zum Lipödem – positiv sein. Druckschmerzhaftigkeit
des Gewebes oder Hämatomneigung bestehen nicht. Kombinationen mit einem
Lipödem kommen vor.
Das Phlebödem ist ein Symptom der chronischen Veneninsuffizienz (CVI).
Es kann bei beiden Geschlechtern ein- oder beidseitig auftreten und geht
den typischen kutanen und subkutanen Veränderungen (Stauungsekzem,
Purpura jaune d’ocre, Hypodermitis, Dermatoliposklerose, Ulzeration)
voraus. Funktionsuntersuchungen wie Ultraschall-, Doppler-, Duplexsonographie
und Licht-Reflexions-Rheographie weisen im Gegensatz zum Lipödem pathologische
Befunde auf. Allerdings existieren auch hier Mischformen.
Beim Morbus Dercum (Adipositas dolorosa) haben die Betroffenen schmerzhafte,
symmetrische Fettansammlungen vor allem an den Beinen mit Aussparung der
Füße. Im Gegensatz zum Lipödem manifestiert sich die Erkrankung
aber häufig erst mit dem Beginn der Menopause. Ein Ödem ist nicht
nachweisbar, oft wird aber eine Muskelschwäche angegeben. Häufig
bestehen zusätzlich Alkoholabusus, emotionale Instabilität und
Depressionen.
Die benigne symmetrische Lipomatose Launois-Bensaude (Madelung-Syndrom)
ist demgegenüber leicht abgrenzbar. Hierbei besteht eine diffuse Fettgewebsvermehrung
im Bereich von Hals und Nacken (Typ I), Schultern, Interskapularregion und
Oberarmen (Typ II) oder im Beckenbereich (Typ
III). Diese Erkrankung betrifft
häufiger Männer; anamnestisch wird fast immer ein deutlich erhöhter
Alkoholkonsum sowie ein Leberschaden diagnostiziert.
Oft wird das Lipödem mit einer Adipositas verwechselt. Hierbei besteht
aber eine Fettgewebsvermehrung des gesamten Körpers mit Übergewicht.
Es finden sich somit weitgehend normale Proportionen zwischen Rumpf und
Extremitäten, und das Fettgewebe verursacht keine Beschwerden. Männer
und Frauen sind gleichermaßen betroffen. Bei der Therapie steht die
Gewichtsreduktion durch vermehrten Kalorienverbrauch (sportliche Betätigung)
und verminderte Kalorienzufuhr im Mittelpunkt (Tabelle).
Therapie
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Falsche Therapieempfehlungen
Aufgrund der Unkenntnis des Krankheitsbildes Lipödem wurden und werden
zum Teil immer noch unsinnige Therapieempfehlungen ausgesprochen. Diese
beinhalten Diäten (immer wieder: "sie sollten halt weniger essen..."),
Training der betroffenen Körperregionen oder Medikamente wie Abführmittel
oder Diuretika; letztere sollen die ödembedingten Beschwerden lindern.
(Schon aus diesem Grunde lohnt es sich so oder so, sich bei dieser
Krankheit auch psychotherapeutisch begleiten zu lassen! >>mehr)
Insbesondere Diäten werden aufgrund des starken Leidensdrucks von beinahe
allen Patienten durchgeführt; sie bewirken aber lediglich eine Umfangsreduktion
am Stamm und verstärken so noch die Diskrepanz zur unteren Körperhälfte.
Auch der Kalorienverbrauch durch sportliche Tätigkeit führt nicht
zu der gewünschten Fettreduktion an den betroffenen Stellen; unter
Umständen kann das vermehrte Training sogar noch zu einem Muskelaufbau
an den Beinen mit Verstärkung der Dysproportion führen.
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Konservative Therapie
Ziel der konservativen Behandlung ist die Ödembeseitigung. In ganz
frühen Krankheitsstadien kann die Entstehung des orthostatischen Ödems
durch das Tragen von Kompresssionstrümpfen vermieden werden. Bei nicht
mehr spontan reversiblem Ödem gilt heute die weltweit eingesetzte komplexe
physikalische Entstauungstherapie (KPE) als Methode der Wahl. Ihr Hauptbestandteil
ist die in den 1930er-Jahren durch den dänischen Philologen E. Vodder
entwickelte und in den 1960er-Jahren durch den Essener Allgemeinarzt J.
Asdonk weiterentwickel-
te manuelle Lymphdrainage (MLD). Durch eine mit unterschiedlichem Druck
durchgeführte, kreisförmige Massage des epifaszial gelegenen Gewebes
wird eine Steigerung der Transportkapazität der Lymphkollektoren bewirkt.
Durch zusätzliche Schöpf-, Dreh- und Pumpgriffe wird Ödemflüssigkeit
zentripetalwärts, das heißt herzwärts verschoben. Die Behandlung
wird zunächst ödemfern am Rumpf zur Erzielung eines „Sog“-Effekts
und anschließend an den ödematösen Arealen der Extremitäten
durchgeführt. Die danach angelegte Kompression mit Kurzzugbinden (Bandagierung) (Abbildung 2a und
b) in Kombination mit Krankengymnastik unterstützt über eine
Steigerung des Blut- und Lymphflusses die Entödematisierung und verhindert
die Reödematisierung.
Zu Krankheitsbeginn sollte die KPE zweimal täglich für 45 bis
60 Minuten über einen Zeitraum von drei bis vier Wochen durchgeführt
werden. Da die Erstbehandlung immer recht arbeits- und zeitintensiv und
die Bandagierung sehr aufwendig ist, empfiehlt sich ein Aufenthalt in einer
lymphologischen Fachklinik. Nach Abschluss der Ödemreduktionsphase
werden bevorzugt flach gestrickte Strumpfhosen oder Armstrümpfe der
Kompressionsklasse II, selten III, angepasst. In der folgenden Ödemerhaltungsphase
ist die MLD meist nur noch ein- bis zweimal pro Woche notwendig. Häufig
wird dann auch zu Hause die apparative intermittierende Kompression (AIK)
in Form pneumatischer Mehrkammergeräte (optimal: 12 Kammern) eingesetzt.
Die physikalische Ödemtherapie scheint ferner zu einer Steigerung der
Makrophagentätigkeit mit einem beschleunigten Abbau der interstitiell
abgelagerten Proteine zu führen. Sie ist lediglich bei dekompensierter
Herzinsuffizienz, akuten bakteriellen Entzündungen und frischer Thrombose
kontraindiziert.
Die konservativen Maßnahmen haben bei den Lipödempatienten zu
einem deutlichen Fortschritt geführt. Pro Bein lassen sich Umfangsverminderungen
von über 10 Prozent und eine Rückbildung der Ödeme um bis
zu 70 Prozent erzielen; dies bewirkt ein Nachlassen der Spannungs- und Druckschmerzen.
Die KPE muss lebenslang regelmäßig durchgeführt werden,
da es beim Aussetzen zur Nachbildung der Ödeme kommt. Sie wirkt symptomatisch
auf das Ödem, ohne die Fettvermehrung zu beeinflussen.
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Operative Therapie
Bis Anfang der 1990er-Jahre wurde die operative Therapie des Lipödems
noch mittels großflächiger Lipektomien oder mit großen
und zum Teil scharfen Absaugkanülen in Vollnarkose ohne vorherige Auffüllung
des Subkutangewebes mit Flüssigkeit („dry technique“) durchgeführt.
Bei diesen Vorgehensweisen gab es – neben häufig schlechten kosmetischen
Ergebnissen – teilweise auch lebensgefährliche Blutungen sowie
Lymphgefäßverletzungen mit persistierenden Schwellungen postoperativ.
Aufgrund dieser Nebenwirkungen wurde das operative Vorgehen zu Recht kritisch
beurteilt.
Durch Einführung der Tumeszenz-Lokalanästhesie (TLA) und den Einsatz
stumpfer Mikrokanülen (2 bis 4 mm Durchmesser) steht demgegenüber
heute eine sichere Operationsmethode zur Verfügung. Die weltweit angewandte
Liposuktion hat sich inzwischen zu einem Standardverfahren entwickelt, welches
bei Beachtung international etablierter Leitlinien ungefährlich und
sehr komplikationsarm ist. Durch Einführung der Vibrationsliposuktion
wurde eine weitere Verringerung der Gewebetraumatisierung erzielt. Die mit
hoher Frequenz (4 000 Hz) vibrierenden Mikrokanülen saugen nur noch
das locker zwischen den Bindegewebsstrukturen liegende Fett an und schonen
umliegende Nerven und Gefäße weitgehend. Dies bewirkt eine schnellere
Heilung und noch bessere kosmetische Ergebnisse. Bezüglich des Betäubungsverfahrens
gilt die Tumeszenz-Lokalanästhesie als Methode der Wahl. Dabei werden
mehrere Liter einer 0,036-prozentigen Betäubungslösung mit einem
Gemisch aus Lidocain und Prilocain in den Subkutanraum infiltriert („wet
technique“); bei der Absaugung wird dann ein Fett-Lösungs-Gemisch
entfernt. Da pro Eingriff nicht mehr als vier Liter reines Fett entfernt
werden sollten, sind je nach Ausmaß des Befundes zwischen ein und
vier Operationen im Abstand von meh-
reren Monaten notwendig. Erfahrungen spezialisierter Zentren zeigen, dass
damit nicht nur das äußere Erscheinungsbild der Patientinnen
deutlich optimiert wird und harmonische Körperproportionen wieder hergestellt
werden; zusätzlich werden insbesondere die Ödeme und die Schmerzempfindlichkeit
des Gewebes beseitigt oder zumindest deutlich reduziert. Da postoperativ
immer kurzfristig eine vermehrte Schwellneigung auftritt, sollte die physikalische
Therapie bereits wenige Tage nach dem Eingriff begonnen beziehungsweise
weitergeführt werden.
Das früher beschriebene Risiko der Lymphgefäßschädigung
durch die Liposuktion mit nachfolgendem Auftreten eines Lymphödems
konnte bei Einsatz der neuen Methoden bisher weder experimentell noch
klinisch
beobachtet werden. Anatomische Untersuchungen nach Absaugung in Längsrichtung
der Extremitäten konnten keine Schädigungen epifaszialer Lymphgefäße
nachweisen. Nachbeobachtungen an 19 Patienten über einen Zeitraum
von acht Jahren – inzwischen zehn Jahren (S. Rapprich, pers. Mitteilung)
– zeigten weder eine vermehrte Schwellneigung noch eine Progredienz
der Erkrankung. Eigene Ergebnisse mit einem Nachbeobachtungszeitraum von
derzeit bis zu 24 Monaten können die bezüglich des Aussehens
und der Beschwerden beschriebenen ausgeprägten Verbesserungen bestätigen.
Als Kontraindikation der Liposuktion beim Lipödem gilt
nach derzeitigem Wissensstand ein begleitendes Lymphödem.
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Psychotherapie
Psychotherapie - speziell ein integrativer Ansatz (1), der auf ganz verschiedenen
Ebenen (Denken, Kognitionen, Selbstwahrnehmung, Verhalten, Emotionen,
Beziehungskontext, etc.) ansetzt - ist nützlich und wertvoll,
um die den Verlauf komplizierenden psychischen Belastungen dieser chronischen,
stigmatisierenden Erkrankung
vorzubeugen, aufzufangen und Verarbeitungsstrategien zu entwickeln.
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Stellenwert der
Therapiemaßnahmen
Die vorgestellten Therapien sind in den Lipödem-Leitlinien der Deutschen
Gesellschaft für Phlebologie aufgeführt. Inzwischen empfehlen
auch primär konservativ ausgerichtete Kollegen ein operatives Vorgehen.
Es muss jedoch klar gesagt werden, dass nach der Fettabsaugung das Lipödem
nicht vollständig beseitigt ist. Die Basistherapie in Form der KPE
muss meist – allerdings in deutlich verringerter Frequenz und Stärke
– weitergeführt werden. In manchen Fällen können die
Patienten zeitweise ganz auf eine Kompressionsbestrumpfung verzichten, oft
kann ein Strumpf einer niedrigeren Kompressionsklasse getragen werden. Im
Gegensatz zur konservativen Therapie werden allerdings die Kosten für
die operative Therapie bisher nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen,
da die Fettabsaugung nicht in deren Leistungsspektrum aufgeführt ist.
Die Liposuktion gilt als neue Behandlungsmaßnahme, zu welcher der
Bundesausschuss bisher noch keine Empfehlung gemäß den Richtlinien
nach § 92 Abs. 1,2 SGB V ausgesprochen hat. Bisher wurde nur in ganz
wenigen Ausnahmefällen eine Erstattung gewährleistet, wenn der
behandelnde Arzt bescheinigte, dass durch die Fortsetzung der konservativen
Therapie keine weitere Besserung bestehender oder zunehmender Beschwerden
möglich war.
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Aspekte der Qualität
Sowohl die konservativen als auch die operativen Verfahren müssen durch
qualifizierte Fachkräfte mit entsprechender Ausbildung und Erfahrung
durchgeführt werden (Kasten
2). Zu Beginn der Therapie ist der Aufenthalt in einer lymphologischen
Fachklinik sinnvoll, da hier neben einer optimalen Ödementstauung eine
eingehende und für den Rest des Lebens entscheidende Schulung der Patientinnen
möglich ist. Später kann die physikalische Ödemtherapie von
speziell ausgebildeten Lymphtherapeuten in Wohnortnähe weitergeführt
werden. Auch die Liposuktion sollte unbedingt in spezialisierten Zentren
durchgeführt werden (Kasten
3). Entscheidend ist hierbei neben apparativen Voraussetzungen (Einsatz
der gewebeschonenden Tumeszenz-Lokalanästhesie mit vibrierenden Mikrokanülen)
eine langjährige Erfahrung des Operateurs mit dem Verfahren der Fettabsaugung
und mit dem Krankheitsbild des Lipödems. Aufgrund der notwendigen Vor-
und Nachbehandlung ist eine enge Kooperation mit Lymphkliniken beziehungsweise
-therapeuten sinnvoll.
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Resümee
Anhand klinischer Kriterien lässt sich das Lipödem frühzeitig
erkennen und behandeln. Heutzutage wird die Kombination von konservativen
und operativen Maßnahmen als Optimum für die Betroffenen angesehen.
Die komplexe physikalische Entstauungstherapie muss ein Leben lang konsequent
durchgeführt werden. Die nicht aus kosmetischer, sondern aus medizinischer
Indikation eingesetzte Liposuktion sollte in frühen Stadien der Erkrankung
erfolgen. Aufgrund des verbesserten Aussehens und der Schmerzreduktion beziehungsweise
-beseitigung wird eine ausgeprägte Steigerung der Lebensqualität
erreicht, wie sie früher nicht vorstellbar war. Postoperativ kann sowohl
die Zahl als auch die Intensität der physikalischen Therapiemaßnahmen
deutlich reduziert werden.
Anschrift für die Verfasser:
Prof. Dr. med. Wilfried Schmeller
Hanse-Klinik
St.-Jürgen-Ring 66
23564 Lübeck
E-Mail: ws@hanse-klinik.com
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Erscheinungsformen des Lipödems:
Typ I: Fettgewebsvermehrung im Bereich von Gesäß und Hüften
(Reiterhosenphänomen)
Typ II: Das Lipödem reicht bis zu den Knien, Fettlappenbildungen im
Bereich der Knieinnenseite
Typ III: Das Lipödem reicht von den Hüften bis zu den Knöcheln
Typ IV: Arme u. Beine sind betroffen
Typ V: Lipolymph ödem.
Je nach Schweregrad der Erkrankung teilen wir sie in Stadien ein.
Stadium 1: Orangenhaut, feinknotige Hautoberfläche
Stadium 2: Matratzenhaut, grobknotige Hautoberfläche mit größeren
Dellen
Stadium 3: grobe, deformierende Fettlappen
[Bild: http://www.beobachter.ch/leben-gesundheit/medizin-krankheit/artikel/lipoedem_die-beine-werden-immer-dicker/
]
(Bild-Quelle: https://ozhiggins.files.wordpress.com/2013/09/3stageslipedema.jpg
)
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Links
Das
Lipödem: neue Möglichkeiten der Therapie
1.
Deutscher Lipödemtag für Betroffene in Lübeck
Das
Lipödem: Verbesserte Lebensqualität durch Therapiekombination
/www.aerzteblatt.de
Das Lipödem
- Fachgruppe Lymphologische Physiotherapie
Das Lipödem
- Webseite der Lymph-Liga Österreich
Das Lipödem
- Patienteninformation der Hanse-Klinik GmbH, St.-Jürgen-Ring 66, D
23564 Lübeck
Das
Lipödem: Neue Möglichkeiten der Therapie, MEDICALFORUM
Das
Lipödem - Dr. Sietzen, Salzburg A
Das
Lipödem – Schattendasein eines Krankheitsbildes
Das
Lipödem– ein unterschätztes, zu wenig beachtetes und zu
selten therapiertes Krankheitsbild
Das Lipödem
- Medi DE
Das Lipödem und seine
Kombinationen
Die
Ödeme im einzelnen - Asdonk Kliniken und Schule
Erfolgreiche
operative Therapie des Lipödems mittels Liposuktion
Informationen
Lipödem - Lymphnetz.de
Internet-Forum
Foeldiklinik DE
Intuitiv abnehmen
Leitlinie
Lipödem - Schattauer GmbH
Lipödem
der Beine - AWMF Online
Lipödem
- Adipositas permagna
Lipödem
- Board Deutschland
Lipödem
- Liposuktion: So kriegen Sie das Fett weg - Aerztezeitung.de
Lipödem
- Venenklinik Bellevuepark Kreuzlingen
Liposuktion
( Fettabsaugen ) bei Lipödem
Neue
Behandlungsmöglichkeiten beim Lipödem
Was ist ein Lipödem?
- Dr. Thomas Weiss, DE
Das „Dicke Bein“: Phleb ödem – Lymphödem – Lipödem, Venenklinik Kreuzlingen
http://www.lipoclinic.ch
http://www.lipoclinic.ch/public/messages/
www.medi.de/Lipoedem.3488.0.html
www.aerztekammer-bw.de/25/15medizin04/B12/index.html
www.dermis.net/pedoia/de/20654/diagnose.htm
www.doktorboehme.de/content_doktorboehme/aerzte/beinschwellungen-1.html
www.doktorboehme.de/content_doktorboehme/patienten/beinschwellungen-1.html
www.stutz-dr.com/schwerpunktlipoedem/index.html
www.rmmc-wiesbaden.de/lipoedem.php
www.medknowledge.de/abstract/med/med2005/04-2005-30-lipoedem-da.htm
www.venenclinic.ch/pdf/lipoedem.pdf
www.medicalforum.ch/pdf/pdf_d/2007/2007-06/2007-06-263.PDF
www.weiss.de/599.html
www.lipoedem.de/
www.lymphnetz.de/html/informationen.html
www.venenklinik.ch/Lipoedem.html
www.aerztezeitung.de/docs/2005/02/22/032a1001.asp
www.cardiovasc.de/hefte/2002/04/72.htm
de.wikipedia.org/wiki/Lipödem
www.lymphoedem.at/lipoedem
www.lipoedem.hanse-klinik.com/
www.juzo.de/ww/de/pub/service/wissenswertes/lymphologie/lip_dem.cfm
www.lifeline.de/llspecial/schlank_mit_sport/content-158966.html
www.swr.de/buffet/teledoktor/behandlung/-/id=257054/nid=257054/did=1162286/1i2epuh/index.html
www.randomhouse.de/content/edition/excerpts/13331.pdf
members.aon.at/bodyandbeauty/page6.html
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Coaching
? Rollencoaching ?
http://www.coaching-Schaffhausen.ch
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Coaching
? Rollencoaching ?
http://www.coaching-Schweiz.ch
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