Der Begriff des "inneren Kindes" bezeichnet und symbolisiert
- nebst dem ICH, dem "gescheiten" erwachsenen Hirn, mit dem sich
Erwachsene meist stark identifizieren - den Aspekt des "eigenen, inneren
Kindes", welches jeder von uns in sich hat, und die im Gehirn gespeicherten
Gefühle, Erinnerungen, Wünsche, Sehnsüchte, Enttäuschungen
und Erfahrungen aus der eigenen Kindheit.
Hierzu gehört das ganze Spektrum intensiver Gefühle, wie unbändige
Freude, abgrundtiefer Schmerz, Glück und Traurigkeit, Intuition und
…Neugierde, Gefühle von Verlassenheit, Angst oder Wut.
Das Innere Kind umfasst alles innerhalb des Bereiches von Sein, Fühlen
und Erleben, welches speziellen Gehirnarealen zugeordnet wird.[1
/ S. 20/21]
Die Arbeit mit dem inneren Kind funktioniert nach dem Prinzip der beabsichtigten, bewussten, therapeutischen Ich-Spaltung zwischen dem beobachtenden, reflektierenden inneren Erwachsenen Ich und dem erlebenden inneren Kind.[2 / S. 196]
In der modellhaften Vorstellung eines inneren Kindes, die in der psychotherapeutischen
Arbeit eingesetzt wird, „übersetzen“ als Psychotherapeut
und Wegbegleiter tiefenpsychologische und psychoanalytische theoretische
Annahmen in eine für den interessierten Laien verständliche Sprache.
Solche vereinfachte, zum Teil populärwissenschaftliche Darstellung
beabsichtigt nicht, die komplexe und konfliktorientierte Differenziertheit
psychodynamischer Theorien darzustellen. Sie bietet jedoch eine verständliche,
nachvollziehbare und handhabbare Beschreibung innerer Prozesse, welche dem
Patienten ermöglicht, tiefenpsychologische Erkenntnisse in gewissem
Maße für sich selbst zu nutzen und in Kontakt mit diesem "inneren
Kind" zu kommen.
Unabhängig voneinander und aufeinander aufbauend haben sich seit den
90er Jahren verschiedene Ansätze der „Inneren-Kind-Arbeit“
entwickelt und in unterschiedlichen therapeutischen Verfahren manifestiert.
Die Vorstellung des „Inneren Kindes“ wird je nach Therapieform
mit unterschiedlichen anderen inneren Elementen verbunden, wie beispielsweise:
„Innerer Erwachsener“, „Innerer Regisseur“, „Hilfreiche
Wesen“, „guter, sicherer Ort“.
Gemeinsames Ziel dieser Ansätze ist es, seelische Wunden aus der Vergangenheit und Gegenwart zu heilen, falsche oder dysfunktionale Glaubensmuster/Lebensmuster zu erkennen, Probleme selbstverantwortlich und selbstkompetent zu lösen sowie liebevollen Umgang mit sich selbst und anderen zu bewirken. [1]
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Arbeit mit dem inneren Kind
In der Arbeit mit dem inneren Kind wird davon ausgegangen, dass
ein Mensch, der als Kind wenig Liebe und Anerkennung erfahren hat und häufig
durch Missachtung, Liebesentzug, Verlassenwerden oder Entwertung verletzt
wurde, in seinem Selbstwertgefühl beschädigt wurde und dann als
Erwachsener ein unangemessen großes Verlangen nach Zuwendung durch
andere Menschen entwickelt und, dass bei einem solchen Menschen schon wenig
Kritik alte Kindheitsverletzungen aktualisieren kann und er dadurch übermäßig
kränkbar ist.
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Ausgangsvorstellung der therapeutischen Arbeit
Hat das Kind in der Vergangenheit viel Schmerz oder Traumatisierungen
erlebt, wird es möglicherweise vom inneren Erwachsenen abgetrennt.
Der Erwachsene will sich damit schützen, den Schmerz des Kindes zu
fühlen und lehnt es ab, die Verantwortung für es zu übernehmen.
Er möchte die eigene Hilflosigkeit und Ausgeliefertheit nicht spüren
oder fühlt sich überfordert, das Kind zu versorgen. So haben viele
Menschen beim Heranwachsen gelernt, den Zugang zu ihrem Inneren Kind zu
drosseln oder abzuschneiden, um bestimmte Gefühle nicht mehr fühlen
zu müssen. Das Problem entsteht, weil es nicht möglich ist, nur
die schlimmen Gefühle auszuklammern, sondern gleichzeitig der Zugang
zu den positiven Gefühlen versperrt wird.
Das abgelehnte Kind empfindet sich dann als unzulänglich, schlecht, nicht liebenswert und entwickelt intensive Gefühle von Schuld und Scham. Es lernt, sich davor zu fürchten, dass die Menschen es verlassen und zurückweisen. Dieses „ungeliebte Kind“ lebt in der ständigen Erwartung zurückgewiesen zu werden und projiziert diese Erwartung auf andere Menschen, unterstellt ihnen, es permanent abzulehnen. So kann beispielsweise geringfügige Kritik durch den Partner panische Angst auslösen, weil das innere Kind diese Kritik mit altbekannten Gefühlen von Angst vor Strafe und Zurückweisung verbindet, und eine an sich harmlose Situation kann unangemessen eskalieren.
Der „lieblose Erwachse“, der das Kind nicht annimmt, verhält sich so, wie unsere Eltern oder andere Bezugspersonen uns geprägt haben. Er handelt nach falschen Glaubensmustern/Widerstandsmustern zum inneren Kind, sie können beispielsweise heißen:
* Ich kann mich selbst nicht glücklich machen, andere können
das besser als ich.
* Andere sind für meine Gefühle verantwortlich und ich bin für
ihre verantwortlich.
* Ich wäre egoistisch und falsch, wenn ich mich selbst glücklich
machte.
* Im Grunde meines Wesens bin ich schlecht.
* Am besten ist es, Bedürfnisse nach Liebe und Zuwendung wegzuschieben.
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Ablehnende Haltung gegenüber dem inneren Kind
Chopich und Paul betrachten eine ablehnende Haltung gegenüber
der Arbeit mit dem inneren Kind als Widerstand in einem ähnlichen Sinne
wie die klassische Psychoanalyse Widerstände versteht. Sie glauben,
dass sich in der Ablehnung der Arbeit mit dem inneren Kind eine frühere
real erfahrene Ablehnung des Kindes spiegelt und dass sich das in Aussagen
wie diesen ausdrückt:
* In mir gibt es kein inneres Kind, andere haben es vielleicht, ich aber
nicht.
* Niemand an meinem Arbeitsplatz würde mich noch respektieren, wenn
ich kindlich wäre.
* Ich werde nie etwas zustande bringen, wenn ich das Kind in mir rauslasse.
* Ich kann dem Kind nicht vertrauen, es wird mir nur Ärger machen.
* Wenn ich mich meinem Kind öffne, werde ich die Kontrolle über
mein Leben verlieren..
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Zielvorstellung der therapeutischen Arbeit
Das Ziel einer Therapie ist, eine liebevolle innere Verbindung
zwischen dem Inneren Kind und dem liebevollen Erwachsenen herzustellen um
(wieder) Zugang zu tiefen Quellen der Freude, Wahrnehmung und Intuition
zu erlangen.
Es ist nötig, dass der innere Erwachsene sich dafür entscheidet, das Kind anzunehmen und sich mit seiner „inneren Wahrheit“ zu verbinden. Sie ist für den Erwachsenen eine Orientierung dabei, die falschen Glaubensmuster zu beseitigen und bessere Glaubenssätze zu finden, nach denen er leben möchte. Wenn das Kind angenommen wird, können solche guten Glaubenssätze heißen:
* Ich bin selbst verantwortlich für mein Glück.
* Ich bin bereit, meine Gefühle wahrzunehmen und anzunehmen.
* Ich bin offen für Neues und Veränderungen in meinem Leben.
* Ich bin stark genug, für mich selbst zu sorgen und für mein
Wohlgefühl die Verantwortung zu übernehmen.
* Ich darf neugierig sein und verspielt, albern und spontan, lebendig und
sensibel.
Mit der Übernahme der Selbstverantwortung wird der Mensch mehr und mehr unabhängig von der Meinung und dem Wohlwollen anderer, was nicht bedeutet, dass er sich über Zuwendung anderer nicht mehr erfreut. Jedoch erkennt er, dass er weder körperlich noch seelisch umkommt, wenn eine Lebenssituation es nötig macht, dass er für sein Wohlergehen selbst sorgen muss.
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Idealvorstellung der inneren Verbindung
Steht der Mensch mit seinem Inneren Kind in einer liebevollen Verbindung,
erlebt er das ganze Leben anders: Er fühlt sich liebevoll mit den Menschen
und mit der gesamten Natur verbunden, weil er mit sich selbst verbunden
ist. Diese innere Verbindung ist eine große Kraftquelle, und stellt
eine Ressource dar.
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Das Innere Kind in der Psychotherapie
Die konzeptionelle Vorstellung eines inneren Kindes als Anteil
der Persönlichkeit wird in vielen Psychotherapierichtungen genutzt
und war schon in Freuds psychoanalytischen Theorien implizit angelegt, wurde
aber lange Zeit nicht so benannt. Das Modell vom Inneren Kind findet unter
anderem in folgenden therapeutischen Richtungen Anwendung:
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Kontraindikation
Die Arbeit mit dem Inneren Kind ist eine Form der aufdeckenden
Psychotherapie. Sie setzt eine gewisse Stabilität des Patienten zur
Bearbeitung voraus und sollte nur mit Begleitung durch einen ausgebildeten
Psychotherapeuten im geschützten therapeutischen Rahmen durchgeführt
werden.
Bei Patienten mit der Tendenz zu Fragmentierung ist fraglich, ob durch die Arbeit mit inneren Anteilen mehr Ganzheitlichkeit erreicht werden kann. Es besteht vielmehr ein Risiko, die Fragmentierung noch weiter zu verstärken.
Um mit dem Inneren-Kind Ansatz im Rahmen einer Ego-State-Therapie arbeiten zu können, ist ein hinreichend stabiles Ich nötig: Der Mensch muss im Alltag einigermaßen kompetent als Erwachsener agieren können. Das bedeutet nicht, dass das Kind schon von einem befähigten inneren Erwachsenen versorgt wird, dies ist durch imaginäre innere Helferwesen möglich. Jedoch eine Bearbeitung von Kindheitsproblemen ohne vorherige Bewältigung aktueller Probleme, beispielsweise mit sozialpsychiatrischen Hilfen im Alltagsbereich, könnte eine zu große Belastung darstellen und die Aufmerksamkeit bliebe durch die Aktualkonflikte gebunden.[4] S. 123 Ebenso ist es nötig, zunächst an den Alltagssituationen zu arbeiten und Ressourcen zu aktivieren, wenn die Arbeit mit dem inneren Kind so viel traumatisches Material aktivieren könnte, dass es den Menschen arbeitsunfähig machen würde.
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Effektivität
Die therapeutische Arbeit mit dem Inneren-Kind-Ansatz hat sich
als sehr effektiv erwiesen. Wenn sich Patienten mit dieser Arbeit vertraut
machen können, führt dies zu einem erheblichen Zuwachs an Selbstberuhigungskompetenz.[4]
S. 127
Es fällt auf, wie schnell sich Menschen verändern, wenn sie mit dem inneren Kind arbeiten. Diese Veränderung ist sehr tiefgreifend und setzt ein hohes Maß an Kraft und Kreativität frei, wenn die Wunden der Vergangenheit geheilt sind.
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Online-Texte
http://de.wikipedia.org/wiki/Inneres_Kind
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Links
http://de.wikipedia.org/wiki/Inneres_Kind
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Literatur
E. Chopich, M. Paul: Das Arbeitsbuch. Zur Aussöhnung mit dem inneren
Kind. Ullstein Verlag, Berlin (S. 20/21)
J.
Young, J. Klosko, M. Weishaar: Schematherapie. Ein praxisorientiertes Handbuch.
Junfermann, Paderborn (S. 196)
J.Bradshaw
(1994): Das Kind in uns. Wie finde ich zu mir selbst. Verlagsgruppe Droemer
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